Heute konstruieren wir ein praktisches Modell der systemischen Autonomie, das den abstrakten Ansatz aus den vorherigen Texten in konkrete Handlungsfelder überträgt. Ich halte eine dreistufige Struktur für sinnvoll. Dies wären erstens der Informationsraum, zweitens der Handlungsraum und drittens der Netzwerkraum, jeweils mit klaren Strategien. Ziel sollte dabei sein, die eigene Wahrnehmung und Denkstruktur vor systemischen Verzerrungen zu schützen.
Hierzu ist es nötig, verschiedene Strategien zu verinnerlichen. Wir sollten damit beginnen uns in einer Frame-Analyse zu üben, indem wir jede Nachricht, jede Studie, jede politische Aussage als Frame begreifen. Die Fragen dazu sind immer die gleichen: Was wird hervorgehoben, was ausgeblendet? Oder wer profitiert davon, dass das so erzählt wird? Lasst uns das an einem Beispiel betrachten. Ein Medien-Bericht über die „Rentenkrise“ betont die daraus entstehende Altersarmut. Unsere Frame-Analyse richtet den Fokus auf individuelles Versagen gegenüber strukturellen Ursachen. Wir beginnen damit, ein Quellen-Mosaik zu erstellen. Zu diesem Zweck ziehen wir mindestens drei unabhängige Quellen zu einem Thema hinzu, die wir vergleichen (Mainstream, Fachpublikation, alternative Perspektive). Wir prüfen deren Finanzierung, deren institutionelle Bindungen und bereits von ihnen verwendete historische Narrative. Wir bauen uns einen kognitiven Puffer, indem wir eine gewisse Zeitverzögerung zwischen Konsum und Reaktion auf die Meldung einplanen, bevor wir reflektieren und bewerten. Wenn wir eine Zusammenfassung unserer eigenen Analyse aufschreiben, zwingt uns das darüber hinaus zum aktiven Denken. Dabei ist auf eine gewisse Daten- und Faktenautonomie zu achten, indem wir stets Primärquellen nutzen wie beispielsweise Gesetzestexte, Statistiken und Originaldokumente. Gleichzeitig reduzieren wir die Abhängigkeit von möglicherweise dubiosen oder gesteuerten Interpretationskanälen.
Durch Souveränität im Alltag sichern wir unsere praktische Handlungsfähigkeit, selbst wenn die strukturellen Bedingungen derzeit restriktiv sind. Die Strategien hierzu sind beispielsweise eine rechtlich-strategische Resilienz, indem wir uns über unsere Rechte informieren. Hier sind vordringlich der Datenschutz, die Informationsfreiheitsgesetze sowie Eigentums- und Versammlungsrechte zu nennen. So können kleine Initiativen, die auf bestehendem Recht basieren, wie lokale Bürgerprojekte, Vereine oder Genossenschaften, sehr nützlich sein.
Die Schaffung einer ökonomischen Resilienz schaffen wir durch diversifiziere Ressourcen wie lokale oder digitale Märkte, Peer-to-Peer-Plattformen. Wir nutzen alternative Produktions- und Tauschmodelle wie Commons (gemeinsam hergestellte oder gepflegte Produkte und Ressourcen), Open-Source-Software und Energiekooperativen.
Wir stärken unsere narrative Praxis indem wir eigene Inhalte über Blogs, Videos, Analysen, Podcasts oder ähnlich produzieren. Diese sollten jedoch nicht als Meinungsmache konzipiert werden, sondern als Diskurs-Instrument. Unser Ziel dabei ist es, den eigenen Denkraum zu erweitern und diesen gleichzeitig anderen zugänglich zu machen, ohne dabei Echo-Kammern für das System zu reproduzieren.
In einem Netzwerk schaffen wir soziale Resonanz, weil Autonomie im System nur durch Vernetzung möglich ist. Unsere Strategien dazu könnten kleine, unterschiedliche Gruppen für den Austausch zu Themen wie Philosophie, Wissenschaft, Politik, Technik sein. Der Fokus sollte dabei auf Diskurs und nicht auf Konfrontation gerichtet sein. Multipolare Kommunikation wie Kontakte zu oder aus verschiedenen Institutionen und Milieus sollten intensiv gepflegt werden. Unser Ziel dabei ist es nicht, ein soziales Monopol zu schaffen, sondern die Vernetzung über Grenzen von Narrativen und Interessengruppen hinweg voranzutreiben. Kooperative Projekte haben dabei Vorrang vor einfacher Opposition. Gemeinsame Initiativen wie beispielsweise lokale Energie, Bildung oder Kulturprojekte schaffen Handlungsräume, die vom System nicht vollständig kontrolliert werden können. Das ist keine Revolution, sondern systemimmanente Selbstermächtigung.
Nachfolgend erläutere ich noch einige Begriffe, die als Meta-Prinzipien in der Praxis angewendet werden können. Indem ich Integrität vor Identität stelle, kann ich mir bewusst werden, welche Narrative ich unbewusst übernehme. Das Prinzip von Reflexion vor Aktion lässt mich jede Handlung vorher prüfen, ob sie meiner Autonomie oder der Systemlogik dient. Das Prinzip Kooperation vor Isolation erzeugt Netzwerke der Resonanz und hindert mich daran, nur Informationen zu konsumieren. Das Prinzip Diversität vor Homogenität erlaubt es mehrere, auch widersprüchliche Perspektiven gleichzeitig zuzulassen. Zuletzt sei noch das Prinzip Transparenz vor Illusion genannt. Es ist nötig, damit wir angehalte sind, eigene Methoden, Quellen und Intentionen klar zu dokumentieren.
Unser Praxismodell könnte daher wie folgt aussehen:
Wir schaffen uns einen Informationsraum, in dem wir aktive und reflektierte Wahrnehmung ausüben, dadurch Frames erkennen und die dazugehörenden Quellen prüfen.
Wir öffnen uns einen Handlungsraum, indem wir autonome Praxis üben, unsere Rechte kennen, unsere Ressourcen diversifizieren und eigene Narrative produzieren.
Darüber hinaus schaffen wir Netzwerkräume für reflexive Kommunikation in Diskursgemeinschaften, durch multipolare Kommunikation und gemeinschaftliche Projekte
Im 4. Teil werden wir uns mit der praktischen Anwendung beschäftigen
Besuchen Sie mich auf Telegram
https://t.me/deutschland_pranger
Folgen Sie mir auf X (Twitter)
https://twitter.com/de_pranger
Meine etwas andere Sicht auf die Welt, jetzt als Buch erhältlich.
Sie können die gedruckten Ausgaben auch direkt bei mir durch paypal Vorab-Zahlung an gbreunigpdv@gmail.com bestellen
Klimasozialismus auf Telegram
Ich hätte beim Schreiben dieses Buches nie gedacht, wie real das Szenario wirklich werden kann.
Sie können die gedruckten Ausgaben auch direkt bei mir durch paypal Vorab-Zahlung an gbreunigpdv@gmail.com bestellen
Enthält meine alten Texte und ermöglicht einen Blick darauf, wie real ich die Entwicklung in vielen Themen damals eingeschätzt habe.
Sie können die gedruckte Ausgabe auch direkt bei mir durch paypal Vorab-Zahlung an gbreunigpdv@gmail.com bestellen.